Ein Projekt über Migration in Dortmund/Deutschland und Boston/USA.

Donnerstag, 31. Mai 2012

Porträt: Der multikulturellste Stadtteil Dortmunds

Wir waren im Quartiersbüro Nordstadt. Was erst einmal nach Stadtplanung klingt, ist ein spannendes und nützliches Projekt der Stadt Dortmund, das sich mit dem multikulturellen Zusammenleben in der Nordstadt beschäftigt. Wir haben unsere Eindrücke in Bildern und Texten für euch zusammengestellt. Hier geht es zu unserem Nordstadt-Porträt.

Text: Sophie Hermann
Fotos/Collage: Marie Denecke

Hier noch ein paar Links zu verschiedenen Zeitungsartikeln über die Nordstadt, an denen die vielen Facetten dieses Stadtteils noch einmal sehr deutlich werden:

"Abstieg in Dortmund"
"Einwanderer in Dortmund - Nordstadt"
"Schließung des Straßenstrichs in Dortmund"
"Gesichter der Nordstadt in Dortmund"
 http://www.derwesten.de/region/polizei-dortmund-wirbt-auf-tuerkisch-um-migranten-id6661448.html

Sonntag, 27. Mai 2012

Ein paar Zahlen über Dortmund

Dortmund ist eine ziemlich alte Stadt: Im Jahr 990 n. Chr. wurden erstmals die Dortmunder Marktrechte erwähnt. Zwar gibt es kein Gründungsdatum, aber das Datum können wir ja schon einmal nehmen - und sehen: Dortmund gibt es einfach schon sehr lange.
Dortmund hatte im Jahr 2010 (unser Vergleichsjahr) rund 577.000 Einwohner, davon sind 32.600 Studenten (für das Wintersemester 2010/11). Dortmund war 2010 die achtgrößte Stadt in der Bundesrepublik Deutschland.
Das Durchschnittsalter beträgt 43 Jahre, knapp 5% der Dortmunder sind älter als 80. Die Arbeitslosigkeit in der Stadt beträgt 12,7%.
Und was ist mit Multikulti?
Bitteschön: 29% der Bevölkerung gelten als Migranten, besitzen also entweder einen ausländischen Pass oder sind sogenannte "Deutsche mit Zugewanderungsgeschichte". In einer Zahl ausgedrückt sind das 167.000 Menschen von rund 577.000. Von denjenigen, die einen ausländischen Pass besitzen, kommen 24% aus der Türkei und 22% aus Polen, danach folgen die Länder Russland, Marokko und Kasachstan.
Die meisten Migranten leben im Stadtteil Innenstadt-Nord (der "Nordstadt"): Hier haben 63% der Menschen einen Migrationshintergrund.
Ihr wollt mehr Infos? Gern! Oder klickt hier, denn da gibt's mehr Infos zu Dortmund als "Lebensraum". Und hier  geht's zur Seite der Stadt.

Ein paar Zahlen über Boston


Boston ist, für amerikanische Verhältnisse, eine recht alte Stadt, sogar eine der ältesten der Vereinigten Staaten. Gegründet wurde sie im Jahr 1630. Im Jahr 2010, unserem Vergleichsjahr, lebten 617.000 Menschen in Boston. Damit ist sie die zwanziggrößte Stadt in den USA.
Das Durchschnittsalter beträgt 30 Jahre. 10% der Bevölkerung ist über 65 Jahre alt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 5,9% (Wert vom März 2012).


Hier stoßen wir im Rahmen unseres Projekts auf ein kleines Problem: Die Amerikaner sehen sich im Rahmen ihres Census nicht die verschiedenen Nationalitäten an, also ob die Menschen aus Polen, Mexiko oder Island kommen, sondern ordnen hier nach "race" ein. Demnach ergibt sich folgendes Bild: 47% der Einwohner Bostons sind "White alone", 53% sogenannte "Non-White" oder "Hispanic". Diese Gruppe ist wiederum unterteilt: 22% "African-American", 9% "Asian", 18% "Hispanic/Latino" und 4% "Other".
Interessant ist da das Dokument Boston's People and Economy sowie, über der Job Report.

"Project Immigration": Wir stellen uns vor!

Anu

Ich bin Anushya, 23, und studiere Kulturwissenschaften an der TU Dortmund. Ich bin in Deutschland geboren, habe aber einen tamilischen Familienhintergrund. Ich komme also aus einer sogenannten Migrantenfamilie, da meine Eltern während des Bürgerkriegs in Sri Lanka nach Deutschland flüchteten. Daher rührt auch mein starkes Interesse für Immigranten in Deutschland aber auch in anderen Ländern.

Im Seminar „America on the Ruhr“ hatte ich nun die Gelegenheit, mich näher mit dem Thema „Immigration“ zu beschäftigen. Bei der näheren Betrachtung dieses Themas fallen dabei immer die Begriffe Multikulturalismus und Integration.

Viele europäische Politiker, die das Konzept des Multikulturalismus kritisieren, argumentieren, dass es zur Segregation führe und unter anderem auch Terrorismus fördere. Multikulturalismus repräsentiert für mich die zunächst vollständige Akzeptanz und Toleranz der jeweils anderen Kultur und ein Ende des „Sich bedroht Fühlens“ von Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund.

Einer anderen Kultur zu entstammen, bedeutet immer auch, Probleme in der Gesellschaft zu begegnen. Dies ist auch der Grund, wieso ich dieses Projekt als Chance sehe, mehr darüber zu erfahren, wie die Gesellschaft mit Immigranten und ihren Problemen umgeht, zu einer Zeit, in der Terrorismus und Immigranten meist in einem gemeinsamen Kontext erwähnt werden. Ich hoffe in diesem Projekt mit gängigen Klischees aufräumen zu können und zu zeigen, welche kulturelle, gesellschaftliche und soziale Rolle Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland mittlerweile spielen, nicht trotz, sondern gerade wegen ihres Migrationshintergrundes.

Marie

Multikulti? Findet man in meiner Biografie leider, leider kaum. Die Familien meiner Mutter und meines Vaters kommen beide aus Norddeutschland, ich wurde in Norddeutschland geboren und bin dort aufgewachsen. Immerhin: Meine beiden Brüder wurden in den USA geboren (was ihnen meinen ewigen Neid eingebracht hat).

Aber multikulti, das heißt für mich mehr als der eigene biografische Hintergrund. Für mich heißt vor allem, ein Verständnis, eine Offenheit gegenüber anderen Lebensumständen, anderen Traditionen aufzubringen, sich dafür zu interessieren. Denn ohne Toleranz funktioniert das Zusammensein verschiedener Kulturen nicht. Ein Zusammensein, das unvermeidbar ist, das jede moderne Gesellschaft braucht.

Ich habe zwei Jahre lang in England gelebt. Und zwei Jahre lang in Chemnitz, Sachsen. Ist das gleichzusetzen? Nein, natürlich nicht. Aber in einem anderen Land gibt es Unterschiede, und in einer anderen Region, auch. Im Oktober bin ich als Niedersächsin nach Dortmund gekommen, um Journalistik und Englisch zu studieren. Das ist auch eine Art der Immigration. Und derzeit wohne ich mit einer Engländerin, einer Türkin und einer Mexikanerin zusammen. 

Wer integriert sich da wie? Ist doch eigentlich egal. Hauptsache, es passiert. Multikulti? Findet man, finde ich, einfach überall.

Sophie

Hallo! Ich heiße Sophie, bin 23 Jahre alt und studiere Sonderpädagogik an der TU Dortmund. Als Fach studiere ich Englisch und deshalb bin ich auch in diesem Seminar! :)

Schon während meiner Kindheit haben meine Eltern immer versucht, uns mit vielen Kulturen in Kontakt zu bringen, indem sie zum Beispiel mit uns quer durch Asien reisten und uns auf jeden möglichen Schulaustausch mitschickten. All die kulturellen Erfahrungen haben mich immer fasziniert und auch zu meiner Entscheidung beigetragen, nach der Schule für ein Jahr in Nordirland zu leben, um tatsächlich selbst Teil eines neuen Landes und einer neuen Kultur zu werden. 

Obwohl ich schon immer Kontakt zu verschiedenen Kulturen hatte, hatte ich erst als ich nach Dortmund zog das Gefühl, etwas Multikulturelles zu erfahren. Ich war von Anfang an davon begeistert, wie multikulturell diese Stadt ist und wie sie das zu etwas Besonderem macht.

Besonders wichtig bei dem Begriff Multikulturalität finde ich, dass es kein richtig oder falsch, keine wahre Kultur oder sonst so etwas gibt zu der alle gebracht werden müssen, sondern dass Multikulturalität eine Chance für alle Beteiligten ist, etwas voneinander zu lernen und sich so zusammen etwas Neues aufzubauen.
Ich glaube, dass ein positives Zusammenleben erst dann möglich wird, wenn Respekt für und Interesse an Unterschiedlichkeit entwickelt wird, anstatt sich vor ihr zu fürchten oder Stereotypen zu folgen.

Wer sind wir?

Dies ist ein Projekt der TU Dortmund. Wir sind drei Studentinnen, die sich mit diesem Blog einer Frage nähern möchten: Was ist Multikulti für euch? Und für uns?
Hintergrund: Wir drei kommen aus unterschiedlichen Fachrichtungen an der TU. Was uns verbindet, ist ein Seminar: “America on the Ruhr” vom Institut für Anglistik und Amerikanistik. Darin beleuchten Studenten während des Sommersemesters 2012, wie viel USA sich im Ruhrgebiet finden lässt, wie viel Ruhrgebiet in den USA oder was die beiden gemeinsam haben.
Wir haben uns folgende Frage gestellt: Wie gehen die USA und Deutschland mit Immigranten und Immigration um? Was sagen Immigranten, die in den USA oder in Deutschland leben? Wie fühlen sie sich? Was wird ihnen geboten, was bieten sie? Um nicht Vergleiche aus den gesamten Vereinigten Staaten und dem gesamten Ruhrgebiet ziehen zu müssen, betrachten wir zwei Städte genauer: Dortmund und Boston. Warum? Da haben wir es uns ziemlich einfach gemacht: Weil sie ungefähr gleich groß sind.
Im Laufe der nächsten, sagen wir, zwei Monate, wollen wir also so viele Aspekte wie möglich über diese beiden Städte herausfinden – sofern sie natürlich mit Migration oder Integration von Migranten zu tun haben. Wir werden Zahlen, Fotos, Filme und Grafiken veröffentlichen, Menschen vorstellen, Projekte besuchen und das Netz durchforschen, um der Antwort einer Frage ein bisschen näher zu kommen: Was ist Multikulturalismus? (Okay, ja, auch dazu gibt es einen Wikipedia-Eintrag.)
Was uns aber interessiert, ist Folgendes: Was bedeutet Multikulti für euch? Euch Dortmunder? Euch Deutsche? Euch Deutsche in den USA vielleicht? Und für uns, die dieses Projekt machen?
Das können wir natürlich nicht allein. Wir sind drei Studentinnen, die dieser Frage nachgehen. Wollt ihr uns dabei helfen? Gerne! Kommentiert, verbreitet unseren Blog weiter, gibt uns Hinweise!
In diesem Sinn: Wir freuen uns auf ein spannendes Projekt!

Link zur englischen Version:
"Who are we, anyways?"